„Unvergessliches Jugend-Film-Forum in Bremen“


von Ingolf Biehusen

Bei meinem ersten Kinobesuch war ich zehn Jahre alt und es gab einen Dokumentarfilm über Albert Schweitzer. Ich bin aber nicht durch das Kino zum Filmenthusiasten geworden, sondern durch das Jugend-Film-Forum in meiner Heimatstadt Bremen, genauer durch meine Tätigkeit als Filmvorführer. Wir führten unsere Filme jeweils zweimal vor, an zwei aufeinander folgenden Tagen; erst an meiner Schule, dem Gymnasium am Barkhof, dann an der „Kleinen Helle“. Am Barkhof war alles ortsfest installiert, für die Kleine Helle mussten wir aber unser Equipment mitnehmen, einen 16-mm-Projektor der Marke Bauer, einen 100-W-Verstärker und ein Tonbandgerät für die Vormusik. Eine Leinwand war zum Glück vorhanden. Wir zeigten Filme, die heutzutage Klassiker sind, damals aber noch relativ aktuell waren. Der künstlerische Leiter des Jugend-Film-Forum Bremen war Hans-Christoph Blumenberg, der später als Filmkritiker und Filmregisseur Karriere machte. Ich verdanke ihm viel. Dadurch, dass jeder Film zweimal dran war, habe ich gelernt, dass man auch als geübter Zuschauer beim ersten Durchgang vieles nicht mitbekommt, sowohl an Details, als auch an Zusammenhängen. Sieht man sich den Film dann zeitnah ein zweites Mal an, erschließt er sich viel besser.

Als Filmvorführer ist man aber nicht nur Zuschauer, sondern in erster Linie Akteur. Ich habe immer die „richtigen“ Filmvorführer bewundert, die zwei 35-mm-Projektoren haben und so zwischen den Filmrollen einen fließenden Übergang herstellen können. Das ist bei 16 Millimetern normalerweise nicht so. War die erste Rolle fertig, wurde das Licht hochgefahren und die zweite Rolle wurde eingelegt. Das musste nicht nur schnell gehen, sondern auch absolut fehlerfrei. Man musste wirklich im Schlaf (und im Halbdunkeln) wissen, welche Hebelchen zu öffnen und zu schließen waren und wie der Film hindurch gefädelt werden musste. Machte man dabei zu große Schlaufen, kam der Ton zu spät nach dem Bild. Waren die Schlaufen zu eng, fing der Film an zu ruckeln und man musste abbrechen und neu einlegen. Schlimmstenfalls konnte der Film bei zu kurzen Schlaufen reißen, ein Alptraum, den ich zum Glück nur einmal erlebte, natürlich bei meinem ersten öffentlichen Auftritt, als allerdings mein Lehrmeister noch dabei war, der sofort einsprang.

Ich füge Bilder von drei Filmplakaten an. Das älteste Plakat, das ich ein paar Jahre später in irgendeiner Ecke entdeckt hatte, ist offensichtlich von 1963. Damals gastierte das Jugend-Film-Forum noch im Hermann-Böse-Gymnasium und im Alten Gymnasium. Das Plakat ist nicht gedruckt, sondern mit Schablonen oder Stempeln hergestellt. Ich war leider nicht dabei, sonst könnte ich die Herstellung beschreiben. Zwei weitere Plakate sind von 1966 und 1967. Das sind Filme, die ich gezeigt und deshalb auch gesehen habe – sie sind mir alle unvergesslich.

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