„Meine Erfahrungen als Berlinale-Paparazzo“


von Urs Spörri

ALL THE PRESIDENT’S MEN (Die Unbestechlichen, US 1976, R: Alan J. Pakula) mit Robert Redford und Dustin Hoffman als Watergate-Aufklärer war der Film, der mein Leben veränderte und durch den ich unbedingt Journalist werden wollte. Ich studierte also Publizistik und wählte Filmwissenschaft als Nebenfach – ein absoluter Glücksgriff! Denn mit Fortschreiten des Studiums realisierte ich, dass mich Filme viel mehr interessierten. Daher versuchte ich, meine beiden Leidenschaften miteinander zu verbinden und arbeitete als freier Redaktionsmitarbeiter für die Karlsruher Wochenzeitung „Der Kurier“ und die „Badischen Neuesten Nachrichten“. Für beide Blätter schrieb ich Berichte und Reportagen über Kino und Film. Der jährliche Höhepunkt war jedoch ganz klar der Berlinale-Besuch, für den ich über meine Tätigkeit bei „Der Kurier“ eine Presseakkreditierung erhielt. Diese befähigte mich zwar zum Eintritt in Pressekonferenzen und in den Bereich des Roten Teppichs, es war mir jedoch eigentlich strengstens untersagt, Fotos der Schauspieler, Regisseure und Stars zu machen. Meine Auftraggeberin bei der Zeitung bestand dennoch darauf und so machte ich mich unerlaubterweise ans Werk…

Über circa 6-7 Jahre hinweg habe ich die rauen Sitten der Berlinale-Paparazzis kennengelernt und selbst das ein oder andere Opfer gebracht. Ich erinnere mich konkret an eine Situation, in der ich versuchte, ein Bild von Madonna aufzunehmen, die auf der Berlinale 2012 ihre erste Regiearbeit W.E. (GB 2011) vorstellte. Mit 39 Grad Fieber harrte ich stundenlang auf der obersten Sprosse meiner kleinen Trittleiter aus, um den kurzen Moment, in dem Madonna von ihrer Luxuslimousine zum Hoteleingang huschen sollte, ja nicht zu verpassen. Doch als sie endlich kam, brach um mich herum das Chaos aus. Die Fotografen drängelten, von hinten schubsten Autogrammjäger und schließlich wurde ich – kurz nachdem ich auf den Auslöser drückte – von meiner Trittleiter gestoßen. Glücklicherweise fing mich ein Kollege der „Potsdamer Neueste Nachrichten“ auf, der für diese Heldentat sein Foto verpasste…

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