von Renate Bleistein
Von Kindheit an interessiert mich schon das Medium Film, wobei sich mein Geschmack immer wieder änderte. Mein Zimmer war rundum vollgekleistert mit Postern und Filmplakaten. Mit Begeisterung ging ich an Samstagen um 13:30 Uhr ins Jugendprogramm vom Hofgarten in Aschaffenburg (dem jetzigen Kleinkunsttheater von Urban Priol). Mit 14/15 Jahren war ich zum Beispiel Fan von Filmen mit Bud Spencer und Terence Hill oder Charles Bronson. Dazu existiert noch der alte Schnellhefter, in den ich zur besseren Erinnerung einfach die angesehenen Filme einklebte. Ab und zu konnte ich als Stammgast auch ein Filmplakat vom Kino abstauben, wenn die Auslagen gewechselt wurden.
Im Jahr 1994 trat ich eine Filmreise in die USA an, auf die ich durch Werbung in der Zeitschrift Cinema aufmerksam wurde. Die Reise im Okt/Nov 1994 war gesponsert von Coca Cola und der Ufa. Die bunt gewürfelte Reisegruppe in der Größe einer Schulklasse, die aus ganz Deutschland zusammenkam und meist aus Einzelreisenden bestand, kam schnell in Kontakt miteinander, da viele ein halbes Doppelzimmer gebucht hatten und dementsprechend verteilt wurden.
Es wurde uns auch allerhand geboten, eine einzigartige Kombination mit dem Touristenprogramm des Goldenen Westens und filmspezifischen Angeboten: In Los Angeles eine Stadtrundfahrt, bei der wir die Villen der Filmgrößen betrachteten, die Hügel von Hollywood mit dem Filmschild, die Universal Studios, die Warner Bros. Filmstudios, dem Walk of Fame, das Wachsmuseum oder auch das Mann’s Chinese Theatre, wo wir den Film STARGATE (Stargate, US/FR 1994, R: Roland Emmerich) ansahen. Dadurch wurde ich für einige Jahre mit dem Kurt-Russell-Fieber infiziert und sammelte zusätzlich jeden Artikel oder Film mit dem Schauspieler. In den Studios liefen wir auch durch die riesigen Hallen, in dem BACKDRAFT (Backdraft – Männer, die durch Feuer gehen, US 1991, R: Ron Howard) gedreht wurde, nämlich die Innenszenen von dem großen Brand, was mir dann jedes Mal beim Betrachten des Filmes Schauer über den Rücken laufen ließ.
Des Weiteren besichtigten wir eine Western Town, das Death Valley, Las Vegas und San Francisco mit der Lombard Street, dem Cable Car Museum, Alcatraz und den Columbus Tower, der Firmensitz von Francis Ford Coppola. Auch ein Abstecher nach Atlanta stand auf dem Programm. Dort wurden wir durch die Fabrikationshallen von Coca Cola geschleust, da Coca Cola diese Reise mitfinanziert hatte. Andererseits konnten wir in Atlanta auch das Haus sehen, in dem Margaret Mitchell den Roman „Vom Winde verweht“ geschrieben hatte.
Das eigentliche Highlight aber war für mich die Bodega Bay, wo Alfred Hitchcock den Film THE BIRDS (Die Vögel, US 1963) drehte. Wir konnten uns am Steg frei durch die großen Möwen mit ihren riesigen Schnäbeln bewegen, während wir in Erinnerung schwelgten und uns Schauer über den Rücken liefen. Wir bekamen auch die Schule und die Kirche zu sehen, die räumlich ein Stück auseinander lagen. Allerdings wurden alle Innenaufnahmen im Studio gedreht und die Gebäude wurden nur für die Außenaufnahmen verwendet. Für mich war das ein unbeschreibliches Gefühl, diese Schauplätze besichtigen zu können. Bis heute noch interessiere ich mich für Drehorte in Städten und schaue gerne Filmkulissen an.