von Rosemarie Killius
Ich habe einige Jahre über den in den 1930/1940er Jahren sehr populären Schauspieler Joachim Gottschalk geforscht und an seinem Frankfurter Wohnhaus eine Gedenktafel initiiert. Gottschalk hatte eine jüdische Ehefrau, von der er sich auf Goebbels Befehl trennen sollte. Aber er weigerte sich und ging mit seiner Frau in den Tod.
Ich suchte nach jemandem, der Gottschalk persönlich gekannt hatte und stieß nach mühsamen Recherchen auf die Schauspielerin Anneliese Uhlig, die 1948 einen Amerikaner heiratete, mit ihm in die USA zog, wo sie als Journalistin und Dozentin arbeitete und bis heute aktiv ist. Kurz vor Gottschalks Freitod hatte sie mit ihm auf der Bühne gestanden. Nach kurzem Briefwechsel reiste ich zu ihr nach Santa Cruz in Kalifornien.
Sie beantwortete unermüdlich meine vielen Fragen zur Ufa-Zeit und zum Leben in der deutschen Diktatur, ich beantworte ihre Fragen zum heutigen Deutschland und wir haben uns miteinander angefreundet. Seitdem stehen wir fast täglich in Mailkontakt. Sie hat mir, der Filmhistorikerin, wertvolle Tipps für meine Arbeit gegeben und war mir bei wichtigen Kontakten sehr behilflich. Aus ihren Büchern, durch die Gespräche und Mails habe ich viel über die schändliche NS-Zeit hautnah von einer Zeitzeugin erfahren.