Als ich vor ein paar Jahren durch Zufall auf ein Porträt von Jean Marais aus den 1950er Jahren stieß, für den ich als junges Mädchen so sehr geschwärmt hatte, und von dem ich jedes verfügbare Bild aus Illustrierten schnitt und an die Wand in meinem Zimmer heftete, obwohl ich ihn eigentlich in den 1950er und 1960er Jahren nie in einem Film gesehen hatte, kamen meine Erinnerungen an meine Teenagerjahre zurück. Die Kinobesuche in den Nachkriegsjahren bis zum ersten Geldverdienen in den 1960er Jahren waren äußerst rar, und einen Fernseher gab es bei uns daheim auch erst ca. 1964, so dass ich eigentlich nur die Filmplakate und die paar zum jeweiligen Film in Schaukästen ausgestellten Szenenfotos in den Kinos meiner Heimatstadt Saarbrücken betrachten konnte. Dieser Jean Marais war für mich der tollste Mann mit seinen schönen Augen und dem markanten Gesicht, danach rangierten nur noch Gérard Philipe und Carlos Thompson in meiner ‚Hitliste‘.
Meine Kinobesuche im Laufe meines über 70jährigen Lebens halten sich – ehrlich gesagt – sehr in Grenzen, die meisten Filme kenne ich leider nur vom Fernsehen.
Da ich mich seit Eintritt in den Ruhestand ein wenig mit Encaustic-Malerei (Malen mit heißem Wachs) beschäftige, kam mir beim Anblick des Marais-Fotos der Gedanke, eine Hommage an diesen Schauspieler zu fertigen in Form einer Collage. Das war 2013. Erst versuchte ich also das Porträt mit Bleistift auf Zeichenpapier zu malen, dieses Bild habe ich dann auf die Leinwand aufgebracht und mit ein paar auf das ‚Objekt der Begierde‘ bezogenen Daten und Filmtiteln sowie den Symbolen des Theaterschauspielers, der er ja ebenfalls war, rundum dekoriert. Auch sein Verhältnis zu Jean Cocteau habe ich nicht unerwähnt gelassen. Darüber hinaus habe ich am Bildrand in den Farben der französischen Trikolore alte, unbenutzte Kinokarten eines Luxemburger Kinos aus den 1950ern angeordnet. Es ist mir immer eine Freude, wenn ich im Vorbeigehen ‚meinen Jean Marais‘ auf der Staffelei stehen sehe.