„Mutti, ist Post für mich da?“


von Lucie Thieme

Ich habe meine Kindheit und Großteil der Jugend in der DDR verbracht. Dort konnte man ab und zu westliche und internationale Filme sehen, was ich mit Begeisterung tat. Zu jedem Film gab es ein Programmheft , wo auch die Adressen der Hauptdarsteller gezeigt wurden. Ich kannte bald alle westlichen Filmstars, verehrte sie unendlich, war ein schwärmerischer Backfisch von 15/16 Jahren und begann, Briefe an sie zu schreiben mit dem Wunsch, mir ein Autogramm zu schicken.   Es klappte tatsächlich und ich bekam über 50 Schwarzweiss-Postkarten mit Original-Autogrammen und Widmungen (ein paar Beispiele anbei). Es war sehr spannend und immer, wenn ich aus der Schule kam, war meine erste Frage: „Mutti, ist Post für mich da?“

Über all die Jahre und vielen Umzügen habe ich diese Kleinodien aufgehoben. Das Kuriose dabei ist, dass ich keine Autogramme mehr bekam, als meine Familie in den Westen flüchtete und ich eine westdeutsche Adresse hatte. Ich hab nie herausfinden können, warum sie mir alle schrieben, solange ich in Ostdeutschland lebte. Auf jeden Falle war es eine spannende Zeit, leider hab ich kein einziges Programmheft aufgehoben…

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